Willi Habermann
* 12. Februar 1922 Neu-Ulm
+ 13. Oktober 2001 Bad Mergentheim
jahreszeitenvariabel - Naturgedichte
Aphorismen 1998 (pdf)
Schreiben als Weltanschauung: Willi Habermann zum 100. Geburtstag:
Willi Habermann musste einfach schreiben, und er tat es mit Genuss und mit viel Humor. Seine schwäbische Heimat prägte ihn, seine Sprache und seine Lyrik. Er verfasste zahlreiche Gedichte in schwäbischer Mundart, die seinen ernsten und tiefsinnigen Gedichten in Hochdeutsch in nichts nachstehen. Willi Habermann schaute genau hin, um dann in seinen Texten auch komplexe Zusammenhänge auf den Punkt zu bringen. (Kerstin Bachtler). Aus der Sendung vom Sa., 12.2.2022 14:05 Uhr, SWR2 am Samstagnachmittag, SWR2:
Lesung im Antiquariat Steinkopf, Stuttgart, April 1979:
BIOGRAFIE
- Geboren am 12. Februar 1922 in Neu-Ulm. Der Vater war Bankangestellter.
- Als Jugendlicher im kath. „Bund Neudeutschland (ND)" der kath. Jugendbewegung mit dem Spitznamen „Grogo“.
- Als Gymnasiast Freundschaft mit Otl Aicher (Grafikdesigner und Gründer der Hochschule für Gestaltung Ulm) und den Geschwistern Scholl, die unter dem Namen „Weiße Rose“ Flugblätter gegen das NS-Regime verteilten und dafür hingerichtet wurden.
- Er steuerte Material zu dem von Otl Aicher angestoßenen Rundbrief Windlicht [1] bei und ist eine von etwa 30 Personen, die in der Ulmer DenkStätte Weiße Rose porträtiert sind.
- Soldat im 2. Weltkrieg in Frankreich und auf Guernsey. „Im Tornister: Rilke, Trakl, Claudel, Bernanos, Maritain, Gide” (W.H.).
- Nach dem Krieg Studien der Germanistik, Französisch, Geschichte und Philosophie in München.
- 1951 Hochzeit mit Lydie Habermann, geb. Pelfrene, Flämin aus Gent. Ein Sohn und zwei Töchter.
- 1952 – 1982 Lehrer am Deutschorden-Gymnasium in Bad Mergentheim. Fächer: Deutsch, Französisch, Geschichte, Philosophie.
- 1964-1976 Ehrenamtlicher Leiter der Volkshochschule in Bad Mergentheim.
- Gedichte und Aphorismen in hochdeutsch und schwäbisch. [2] Mehrere Gedichtbände. Zahlreiche Beiträge in Zeitungen und Sammelwerken. Mitglied im Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller.
- Häufige Aufenthalte in Frankreich. Freundschaft u.a. mit Karl-Heinz Knoedler.
- 1980 Tod seiner Frau.
- 1999 Heirat mit Karin Vogel.
- 13. Oktober 2001 in Bad Mergentheim gestorben.
- Grab auf dem Alten Friedhof in Bad Mergentheim.
[1] Nachlass Inge Aicher-Scholl: 9.29. Aufsatzentwürfe, Windlicht-Ausgaben und Tagebücher (Band 123).
Siehe auch: Findbuch 09: Otl Aicher Archiv , S. 13
[2] Hampele, Walter (1977): Gottlob Haag, Willi Habermann, Fitzgerald Kusz, Wilhelm Staudacher und Dieter Wieland - Möglichkeiten moderner ostfränkischer und ostschwäbischer Mundartlyrik. In: Württembergisch-Franken. 61. 1977. S. 156-164 (pdf)
Schriftsteller- und Schulkollegen über ihn:
- Hartwig Behr: "Er war nicht nur ein Kritiker - kein Kritikaster - er war vor allem ein großer Liebender, der Kunst und seiner Kirche, der Literatur und der Menschen. Manche fühlten sich allerdings durch seine Diskussionsbeiträge, Leserbriefe und Gedichte, die oft den Geist 'kleiner Karos' bloßstellten, zu Erkenntnissen gedrängt, die sie lieber nicht haben wollten." [2]
- Hartwig Behr, Willi Habermann - Biografische Splitter (pdf)
- Paul Konrad Kurz: „Schwäbisch schwätze mit kritischem Verstand kann Willi Habermann. Wie er seine Mundartsätze in Verse staut, unterhaltsam und hintersinnig. mit unnachgiebiger Ironie und versöhnendem Humor, das hat seinen eigenen Ton, Habermann ist ein Meister der Verkürzung und der Pointe.“ [3]
- Hans Dieter Schmidt: „Für Willi Habermann ereignete sich fast alles in den Dimensionen der Sprache. Die Welt der Wörter faszinierte ihn von Anfang an. In ihnen verbirgt sich gleichsam eine eigene Welt.“ [4]
- Gerhard Stadelmaier in der Stuttgarter Zeitung nennt ihn „einen Aphoristiker von hinterfotziger Eleganz“. [5]
- Thaddäus Troll: „Endlich einmal ein Mann, der aufdeckt, dass man mit der schwäbischen Sprache nicht nur witzeln, verniedlichen, verharmlosen kann. sondern dass sie sich zur subjektiven und objektiven Kritik eignet und dass man mit ihr menschliche Situationen, menschliche Denkgewohnheiten sehr viel präziser und bildhafter schildern kann als in der sterilen Hochsprache.“ [6]
[2] Behr, Hartwig (Hg.) (2002): Em Karree gsät... Von und für Willi Habermann. Bad Mergentheim: Moritz und Lux. S. 91. Siehe auch: http://www.wachstums-impulse.de/pdf/behr-habermann-biographische-splitter.pdf
[3] Habermann, Willi (1978): Wia där Hond beisst. Gedichte in schwäbischer Mundart. Vorwort von Paul Konrad Kurz. Kisslegg im Allgäu: Edition Schlack im Schönemann-Verlag. S. 5
[4] Schmidt, Hans Dieter (2020): DU BIST GESEHEN - Anmerkungen zur Poesie des Willi Habermann. In: Behr, Hartwig (Hg.) (2002): Em Karree gsät... Von und für Willi Habermann. Bad Mergentheim: Moritz und Lux. S. 81
[5] Stadelmeier, Gerhard (1979): Stuttgarter Zeitung
[6] Habermann, Willi (1992): Das Hohelied schwäbisch gesungen. Salomos Lieder der Liebe. Stuttgart: Steinkopf. (Umschlagstext)
LITERATURVERZEICHNIS
Selbständige Werke
- Habermann, Willi (1978): Wia där Hond beisst. Gedichte in schwäbischer Mundart. Illustrationen von Karl-Heinz Knoedler. Vorwort von Paul Konrad Kurz. Kisslegg im Allgäu: Edition Schlack im Schönemann-Verlag.
- Habermann, Willi (1982-1989): Du bist mein Freund. Psalmen schwäbisch gebetet. 1.-3. Aufl. Stuttgart: Steinkopf.
- Habermann, Willi (1983): S'leba bisch Lompadock, du. Mit Zeichnungen von Martin Pfaender. Stuttgart: Schlack.
- Habermann, Willi (1985): Ich bin mit dir. Psalmen auf Schwäbisch. Stuttgart: Steinkopf.
- Habermann, Willi (1988): Bloß falsch naglangt. Illustrationen von Peter Schlack. Stuttgart: Schlack.
- Habermann, Willi (1988): Fisch ohne Netz. Ein schwäbischer Franziskuszyklus und andere Gedichte. Ostfildern bei Stuttgart: Schwabenverlag.
- Habermann, Willi (1989): Alles Seifenblasen. Der Prediger Salomo schwäbisch. Mit einem Vorwort von Prof. Herbert Leroy. Stuttgart, Hamburg: Steinkopf.
- Habermann, Willi (1990): Psalmen auf Schwäbisch. Wuppertal, Zürich: R. Brockhaus Verlag.
- Habermann, Willi (1992): Das Hohelied schwäbisch gesungen. Salomos Lieder der Liebe. Stuttgart: Steinkopf.
- Habermann, Willi (2002): Dr Hemmel duad sich auf. Das Markusevangelium auf schwäbisch. Mit einem Vorwort von Bischaf Dr. Gebhard Fürst. Stuttgart: Verlag Kath. Bibelwerk.
- Behr, Hartwig (Hg.) (2002): Em Karree gsät... Von und für Willi Habermann. Bad Mergentheim: Moritz und Lux.
Als Herausgeber
- Volkshochschule Bad Mergentheim (1969): 750 Jahre Deutscher Orden in Mergentheim. 1219 - 1969. Unter Mitarbeit von Willi Habermann und Carlheinz Gräter. Bad Mergentheim: Volkshochschule.
- Habermann, Willi (Hg.) (1972): Als wär's ein Stück von ihm. Hans Heinrich Ehrler, *1872 - Spiegelungen 1972. Mit Zinkätzungen von Cornelius Sternmann. Bad Mergentheim: Volkshochschule.
- Habermann, Willi (Hg.) (1975): Der Bauernkrieg im Taubergrund. 1525 - 1975. Bad Mergentheim: Volkshochschule.
Beiträge in Sammelwerken (Auswahl)
- Meidinger-Geise, Inge (Hg.) (1970): Ohne Denkmalschutz. Ein fränkisches Lesebuch. Nürnberg: Verlag Nürnberger Presse.
- Rothenburg und das Taubertal (1978). Hamburg: Hoffmann und Campe (Merian, Jg. 31, H. 6).
- Kurz, Paul Konrad (Hg.) (1978): Psalmen vom Expressionismus bis zur Gegenwart. Freiburg im Breisgau, Basel, Wien: Herder.
- Kelter, Jochen; Salomon, Peter; Stelling, Jürgen (1978): Literatur im alemannischen Raum. Regionalismus und Dialekt. Freiburg im Breisgau: Dreisam-Verlag.
- N. N. (1979): Bei jedera roote Ambel an kuss. Schwäbische Liebesgedichte. Kisslegg im Allgäu: Michael Schönemann Verlag.
- Rothe, Wolfgang (Hg.) (1979): Schnittlinien. Für HAP Grieshaber. Einmalige Sonderausgabe zum 70. Geburtstag von HAP Grieshaber. Düsseldorf: Claassen.
- Behrend, Katrin (Hg.) (1979): Das Huhu. 42 nicht alltägliche Geschichten und Gedichte zum Vorlesen und Selberlesen. München: Ellermann.
- Feinäugle, Norbert (Hg.) (1985): Kleines Reutlinger Lesebuch. Geschichten und Gedichte. Reutlingen: Knödler.
- Gräter, Carlheinz (Hg.) (1985): An Dichterhand durchs Frankenland. Ein Gang durch die Jahreszeiten. Stuttgart: Theiss.
- Soumagne, Ludwig (Hg.) (1993): Die Litanei. Übertragen in zweiundfünfzig Sprachen und Mundarten. Krefeld: van Acken.
- Rottenbach, Bruno (Hg.) (1994): Tauberfränkische Schatztruhe. Mit dichterischen Perlen in Hochsprache und Mundart aus Taubertal, Bauland, Odenwald, Hohenlohe-Franken und Haller Ebene; Versuch einer Anthologie. Tauberbischofsheim: Verlag Fränkische Nachrichten (Frankonia-Buch).
- Hochstrasser, Fred (Hg.) (1997): Freundschaft und Begegnung. Erinnerungen an Otl Aicher. Stiftung Hochschule für Gestaltung HfG Ulm. Ulm: Süddeutsche Verlags-Gesellschaft.
- Grupp, Anselm (Hg.) (2001): Karl-Heinz Knoedler - Kreativität im Widerspruch. 1926 - 2000 Stationen einer Handschrift. Unter Mitarbeit von Karl-Heinz Knoedler. Mit Beiträgen von Wolfgang Nußbaumer, Hermann Schludi, Wolfram Krehl und Willi Habermann. Stadt Ellwangen (Jagst): Kulturamt