Verein zur Förderung persönlichen Wachstums e.V.

Der Verein hatte seinen Sitz 1995-2017 in Welschbillig (Nähe Trier/Luxembourg).

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MONIKA UNGRUHE

HEBAMME UND TRAUERBEGLEITERIN

 

Monika Ungruhe

Geh zu den toten Kindern

Trauer um Geschwister am Beispiel meiner eigenen Familie

oder

Wie nicht ausgedrückte Trauer das Leben beeinflusst


Trauer um Geschwister: wie sieht sie aus?
Die Trauer in meiner Familie
Fragebogen für meine Geschwister

Meine eigenen Antworten auf den Fragebogen
Malen: Mein 1. - 3. Trauerbild
Dichten - Verse in der Form von Elfchen
Mein Ritual der Trauerumwandlung
Epilog

eMail an Monika Ungruhe

 

Wie ich das Thema oder das Thema mich fand

Im Februar 2004 nahm ich an einem Aufstellungsseminar teil. Es ging darum, Ressourcen für das Alter zu entdecken.

Zu Beginn des Seminars machten wir eine Imaginationsreise zu unserer Lebensquelle. Dabei wurde mir klar: Meine Lebensquelle sind meine früh verstorbenen Geschwister. Als "Geschenk" bekam ich den Satz: Geh zu den toten Kindern!

Ich interpretierte diesen Satz zunächst so, dass ich - was ich auch schon länger angedacht hatte - mein Arbeitsgebiet jetzt ändern würde. Bisher hatte ich in meiner Hebammentätigkeit Kinder ins Leben begleitet und wollte zukünftig sterbende Kinder und deren Eltern betreuen.

Bei der Aufstellung wurde jedoch deutlich, dass es (noch) gar nicht möglich war, sondern dass ich zunächst noch einmal in meine eigene Vergangenheit zurück musste. Mit den toten Kindern waren offensichtlich meine toten Geschwister gemeint.

Ich wurde innerhalb des Seminars konfrontiert mit mir als 4-jährigem Kind beim Tod meiner kleinen Schwester. Deutlich konnte ich noch einmal meine damaligen Empfindungen spüren: meine Reglosigkeit, Sprachlosigkeit, Starre, Trauer und Einsamkeit.

Da wurde mir klar, dass ich der Trauer um meine kleine Schwester und auch um die beiden vor meiner Geburt verstorbenen Brüder nie Ausdruck geben konnte, dass ich diese Trauer mein Leben lang verschlossen mit mir herumgetragen habe. Endlich wurde mir klar, wie traurig ich wirklich um den Tod der Geschwister, besonders meiner kleinen Schwester war und endlich konnte ich um sie weinen.

In einem Ritual, welches ich später ausführlich beschreiben werde, habe ich Abschied von ihnen genommen - und dieser Prozess des Abschiednehmens fand in der Ausbildung und nun in dieser Abschlussarbeit seine Fortsetzung.

Als es nun darum ging, ein Thema für meine Abschlussarbeit zu finden, hatte ich zunächst "Trauer nach Fehlgeburt" gewählt, weil mir dieses Thema durch meinen Hebammenberuf am nächsten ist. Die Arbeit kam jedoch nicht so richtig in Gang - ich fand nicht so recht einen Anfang.

Eines Abends, beim Lesen eines Buches, in dem es auch um Geschwistertrauer ging, war mir plötzlich klar: das ist es! Hatte ich mich doch spontan überwiegend für Trauerbücher mit dieser Thematik interessiert.

Mir wurde bewusst, wie viel Material und Potential in meiner eigenen Familie steckt.

Ich könnte meine lebenden Geschwister interviewen, wie sie den Tod oder das Fehlen unserer Geschwister erlebt haben und mich selbst auch noch einmal mit diesen Fragen auseinandersetzen. Dadurch sehe ich für mich die Möglichkeit, dass der Prozess meiner eigenen Trauerfähigkeit sich weiterentwickeln kann, der durch die Ausbildung noch einmal eine besondere Tiefe und Klarheit bekommen hat.

Fortsetzung...

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